Fühlst du dich durch die sozialen Netzwerke gestresst?

Das Thema Zeitaufwand für die sozialen Netzwerke wird immer wichtiger. Nun hat sogar eine Studie festgestellt, dass wir bestimmte Ereignisse selbst gar nicht mehr genießen können, weil wir die ganze Zeit damit beschäftigt sind, diese Ereignisse zu dokumentieren und zu verbreiten. Stressen uns die sozialen Netzwerke etwa? Ich möchte dir heute einmal meine Sicht der Dinge zu diesem Thema zeigen.

Ich habe gestern Abend noch einen Artikel von Kathrin Klette gelesen, der mich etwas zum Nachdenken anregte. Wer sich den Artikel gern mal ansehen möchte, findet ihn hier: „Wie Twitter mein Leben ruiniert

Worum geht es?

Im besagten Artikel macht sich Kathrin Gedanken darüber, ob die sozialen Netzwerke bereits so viel Platz in ihrem Handeln und Denken eingenommen haben, dass sie ihr die schönen Ereignisse im Leben im Grunde kaputt machen.

Laut einer Studie sollen wir wohl inzwischen so eingenommen von Likes, Retweets und Co sein, dass wir viele Dinge schlicht und ergreifend überhaupt nicht mehr wahrnehmen, sondern sie nur noch bestmöglich zu teilen versuchen.

Der Aufmacher des Artikels ist eine Situation, in der Kathrin spät abends nicht einschlafen kann, weil sie ein Anführungszeichen zu viel in ihren Tweet integriert hat. Sie überlegt hin und her, ob sie den Tweet nun löschen und neu schreiben – und dadurch bisherige Sterne verlieren – oder ob sie den Tweet so lassen soll.

In einer anderen Situation verschwendet sie eine halbe Stunde, nur um das perfekte Foto von einer Blume zu machen.

Experten sind darüber hinaus der Meinung, dass man, wenn man mehr als einen Tweet am Tag veröffentlicht, bereits ein Suchtproblem haben könnte. Kathrins Reaktion: „Ein Beitrag pro Tag – also bitte! Als ob ich so mehr Follower bekommen könnte.“

Wahre Worte?

Der Beitrag hat mich gestern Abend noch beschäftigt, weil ich mich tatsächlich erwischt gefühlt habe.

Ich habe zwar bislang noch nicht die tollsten Ereignisse in meinem Leben verpasst (glaube ich, aber wer weiß das schon so genau?), dennoch verschwende ich häufig unnütz Zeit, nur um ein tolles Foto zu schießen und beobachte dann aufgeregt, wie schnell ich wie viele Likes dafür bekomme.

Auch die Sache mit dem Schreibfehler kenne ich nur zu gut. Ich liege deswegen zwar selten wach, beschäftigen tut es mich aber dennoch.

Komisch, oder? Ich meine, die sozialen Netzwerke sind natürlich gerade auch dafür gemacht, schöne Dinge mit seinen Freunden zu teilen und sich einfach zu jeder Zeit über jedes erdenkliche Thema auszulassen.

Inzwischen gehen sie jedoch weit darüber hinaus und haben beinahe schon einen Business-Charakter. Du als Blogger weißt, was ich meine: man plant seine Beiträge, verbringt viel Zeit mit Recherche, Fotografie, Schreiben, Teilen – wofür eigentlich? Bei mir ganz klar: Spaß an der Freude und das Reflektieren der eigenen Kenntnisse plus die Diskussion über die jeweiligen Themen mit dir und der damit verbundene Mehrwert für meinen Wissensstand.

Ich muss aber auch sagen, dass ich für eine Social Media Managerin noch relativ harmlos mit den Netzwerken meine Zeit verplempere. Ich habe für mich privat das Motto: Wenn ich mal einen Tag nichts schreibe, wird die Welt nicht untergehen! Bedeutet in der Umsetzung: wenn ich unterwegs bin oder etwas Tolles erlebe, denke ich nicht sofort an Twitter und Co. Es gibt manchmal Situationen, in denen es sich anbietet, etwas darüber mal schnell zu posten. Aber es gibt noch viel mehr Situationen, in denen ich das „reale“ Leben eben einfach genießen will. Meine „realen“ Beziehungen sind einfach wichtiger.

Ich habe auch mal eine App auf meinem Smartphone mitzählen lassen, wie häufig ich mein Smartphone am Tag so anschalte. Unter der Woche bin ich immer auf Werte zwischen 40 und 60 Mal gekommen, am Wochenende waren es meistens nicht einmal 30 Anschaltungen. Das klingt viel, liegt aber deutlich unter dem Durchschnitt von 80 Anschaltungen. Krasse Zahl, oder?

Dennoch hat mich der Artikel dazu gebracht, über die sozialen Netzwerke und meine „verschwenderische“ Nutzung derer etwas zu überdenken. Ich denke, ich werde mir zusätzlich zu meiner Smartphone-freien Morgenroutine noch eine weitere Social-Media-Pause am Tag verordnen. Ich fühle mich zwar noch nicht gestresst von den sozialen Medien (wenn so ein Gefühl in mir aufsteigt, lege ich das Handy nämlich momentan einfach weg), aber wir wollen ja auch nicht, dass es dazu kommt.

Mal sehen, ob mir das gelingt. Aber die Sache mit dem einen Tweet pro Tag… Oh-oh! ;)

Und bei dir? Was sagst du zu der Studie?

[Header: pixabay.com]

PS: Das hier ist natürlich nur meine Sichtweise zum privaten Bloggen. Beruflich sieht das etwas anders aus, aber da verdiene ich ja auch mein Geld mit. ;)

16 Gedanken zu “Fühlst du dich durch die sozialen Netzwerke gestresst?

  1. Hallo Bine,
    das glaube ich wohl, dass die Medien (welche auch immer) süchtig machen können. Wobei ich aber noch Unterschiede machen würde, wer und wann und wieviel …
    Geh ich von meiner Situation aus, bin ich sehr, sehr viel im Internet unterwegs und es macht mir auch sehr viel Freude, habe dafür aber kaum Real Life Kontakte (was ich aber auch nicht will – ist aber eine andere Geschichte). Demnach müsste man mich schon als süchtig einstufen, weil ich auch viel drüber nachdenke wenn ich mal außerhalb bin. Ich selber tue es eher nicht so bezeichnen, weil es auch irgendwie mein Hobby ist. Andere haben dafür Familie (da brauch ich schon mal keine Rücksicht nehmen), gehen sportlichen Aktivitäten nach (am Stock ein wenig schwierig und auch überaus lästig) u.s.w., u.s.w.
    Wichtig ist doch immer, das man die sogenannte „Pflichten“ des Lebens nicht vernachlässigt, dann ist doch alles gut.
    LG Ede

    Gefällt 1 Person

    • Hallo Ede,

      Du hast Recht: das Einhalten der Pflichten ist natürlich wichtig. Aber Alkoholiker gehen (manchmal) auch arbeiten und Raucher zahlen (glaub ich) trotzdem ihre Steuer. Ich denke, eine Sucht zeichnet sich eher dadurch aus, dass man ohne das jewelige Mittel nervös ist, dauerhaft daran denkt und nicht mehr ohne sein kann. Weißt du, wie ich das meine?
      Mir ging es allerdings hauptsächlich um den Stresscharakter, den Social Media bei manchen Leuten auslöst. Geht aber in eine sehr ähnliche Richtung. ;)

      Danke fürs Teilen übrigens!
      Liebe Grüße, Bine

      Like

  2. Ich kann mir schon vorstellen, dass es viele gibt, die sich in den Social Media verlieren und viel Zeit verplempern. Bei mir stelle ich das bisher nicht fest – zum Glück. Ich möchte lieber Dinge real erleben und dann vielleicht drüber schreiben/posten/facebooken etc. Wenn ich es nicht real erlebe, hab ich ja auch nix zum Teilen. Aber ich mache nicht Dinge mit dem Hintergedanken, dass man das doch dann super posten könnte. Klar, durch den Blog nehme ich Dinge, die ich tue, intensiver wahr, weil ich im Hinterkopf habe, dass ich darüber schreiben könnte. Aber wenn ich es nicht tue, geht die Welt nicht unter… Wenn ich arbeite, dann stelle ich das Handy auf lautlos und das Internet aus, damit ich nicht durch SMS etc. gestört werde. Mal eben schnell mal gucken, ob ne Mail angekommen ist, das passiert mir schon viel öfter während ich am Laptop sitze und eigentlich was anderes machen sollte :-) Vielleicht muss ich auch dazu sagen, dass ich keinen Twitter-Account habe, daher weiß ich nicht wie sehr einen Twitter beeinflusst in der Zeitgestaltung…

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Ines,
      ja, so sehe ich das auch: ich tue die Dinge doch nicht, um sie hübsch zu posten, sondern um selbst etwas zu erleben. Also schreibe ich dann auch erst danach darüber und ärger mich manchmal, weil ich dann keine schöne Bilder habe. ;)
      Danke für dein Feedback – ich fühle mit dir! ;)
      Liebe Grüße,
      Bine

      Like

  3. Juhu Bine,
    hmhm, also du kennst ja meine Einstellung Twitter gegenüber ;-) Ich zwitschere lieber Blogbeiträge die ich gerade gelesen habe durch die Sharefunktion. Ansonsten eher selten online. Auf FB sieht das wieder anders aus. Wobei ich hier auch gut mal ein bis zwei Tage darauf verzichten kann und mich rar mache.
    Man merkt jedoch schon, wie sehr man sich doch dadurch im Alltag leiten und ablenken lässt.
    Likes, Retweets oder sonst etwas kümmern mich nicht wirklich, auch habe ich die Benachrichtigungsfunktionen am Handy abgeschalten. Bis auf WhatsApp :-)
    Ganz ohne könnte ich auch nicht, einfach weil ich so eine neugierige Nase habe.
    Beim Bloggen ist es anders. Ich schreibe sehr viele Artikel vor und oft mache ich tagelang keine Neuen und verbreite die geschriebenen nur. Zu hause dann – keinen Stress! Das reale Leben soll und muss immer vorgehen.
    Schöner Bericht der manche sicher etwas nachdenklicher macht.
    LG Tanja

    Like

    • Hi Tanja,
      Ja, das mache ich auch so: mein Handy sagt nur bei WhatsApp-Nachrichten bzw SMS und Anrufen Bescheid. Alles andere nutze ich, wie ich eben nunmal die Zeit finde. Klingt irgendwie lustig, weil ich ja prinzipiell den ganzen Tag im Social Media unterwegs bin, aber zumindest privat handhabe ich das so. ;)
      Neugierig bin ich auch – deswegen darf mein Handy auch nichts sagen. Wenn ich weiß, dass ich irgendwo ne Nachricht habe, lässt mir das keine Ruhe, bis ich sie gelesen hab. :D
      Liebe Grüße, Bine

      Gefällt 1 Person

  4. Klar macht das süchtig, man freut sich an jedem Like,..wozu sonst würden wir Fotos zeigen?
    Ich seh das so:
    Solange hier in meinem Leben sonst nix darunter zu leiden hat (zuwenig Zeit für meinen Mann, keine Zeit wenn die Kids Probleme hätten und mich bräuchten,. keine Zeit die Katern zu schmusen ;-) ) nutze ich weiterhin mit Begeisterung Twitter, Insta und Co,..wobei Instagram kaum Zeit verschwendet,.Fotos mach ich sowieso immer, bin ein Fotofreak, wenn auch kein Fotokenner ;-)
    Zeitraubender ist mein Blog, täglich ein Post ist viel, aber das ist was was ich jederzeit ändern kann.

    Liebe Grüße Sina

    Gefällt 2 Personen

  5. Top Beitrag fände es interessant zu lesen hätte gerne mehr davon. Du bzw. Dein Artikel hat mich dazu gebracht mir auch ein paar Gedanken zu machen
    Auf meinem Blog. Bin auf der Suche nach Technik Blogs.

    Gefällt 1 Person

  6. Hallo Bina, toller Artikel. Mich beschäftigt, das Thema auch immer wieder.
    Wir haben z.B. öfter die Situation, dass mein Mann auf mich warten muss, weil ich noch einen tollen Beschreibungstext zu meinem Instagrambild schreiben „muss“.

    Manchmal nervt es mich auch selbst schon so abhängig zu sein. Ich hoffe aber auch, dass ich noch kein tolles Lebensereignis verpasst habe.

    Wie heisst denn diese App mit der man die Handyzugriffe messen kann? Das würde mich nämlich auch mal sehr interessieren.

    Gefällt 1 Person

  7. Hi Bine,

    ich kann den Aussagen in deinem Artikel voll und ganz zustimmen. Wenn ich bei Facebook online gehe, dann sehe ich da so manche Freunde, die IMMER da sind und ihre Zeit mit Liken, Sharen und Kommentieren verplempern. Diese Aktionen sind ja an sich keine Zeitverschwendung, sondern wohldosiert sehr nützlich, aber ich glaube, bei vielen Menschen, insbesondere bei denen, die sich von Berufs wegen damit befassen, sind Facebook, Twitter und Co. zu einem Selbstzweck geworden.

    Sehr schön und treffend geschrieben!

    Liebe Grüße,
    Benjamin

    Gefällt 1 Person

  8. Pingback: Selbstbetrug: Wie Sie garantiert nie zum Schreiben kommen - Benjamin Brückner

Hinterlasse mir doch hier gern einen Kommentar...